Zur aktuellen Lage:
Die Hoffnung, dass es nicht zu einem großen Krieg zwischen Israel und der Hisbollah kommt, wird von Tag zu Tag mehr zerstört. Zehntausende Menschen aus dem Südlibanon sind auf der Flucht, hunderte Tote, tausende Verletzte. Die NGO Dar Assalam, Wardanijeh, versorgt in der Zwischenzeit über 60 Binnenflüchtlinge in ihrem Tagungshaus, im Dorf sind über 1000 Binnenflüchtlinge angekommen. Dar Assalam schreibt:
„Unsere Aufgabe ist es, den Vertriebenen Schutz zu bieten, Bereitstellung sicherer Betten und Matrazen für Kinder und Frauen, nicht Luxus und Unterhaltung. Wir hoffen, dass sie die schwierige Situation und den Ausnahmezustand, in dem wir arbeiten, verstehen.“
Wenn sie diese Arbeit unterstützen wollen, freuen wir uns über Spenden:
Kontoverbindung:
Frieden und kultureller Austausch – Libanon e.V.
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Die Auswirkungen auf den Libanon durch den aktuellen Krieg zwischen der Hamas und Israel haben für viele Bewohner*innen des Südlibanon existentielle Ausmaße angenommen. Am 15.10.23 hat das auswärtige Amt eine Reisewarnung für den gesamten Libanon ausgesprochen im August 2024 wurden durch das auswärtige Amt alle Deutschen aufgefordert, das Land dringen zu verlassen. Der ständige Beschuss zwischen Hisbollah und der israelischen Armee, hat in der Zwischenzeit dazu geführt, dass über 90.000 Bewohner*innen des Südlibanon ihre Dörfer verlassen mussten und in Notunterkünften bzw. bei Verwandten und Freunden untergebracht sind. Laut der Nachrichtenagentur AFP wurden bis Ende Juli 523 Menschen durch Angriffe des israelischen Militärs geötet, darunter 342 Hisbollahkäpfer. Unzählige Häuser sind zerstört, landwirtschaftliche Flächen durch den Einsatz von weißen Phosphorbomben unbrauchbar gemacht. Nach Angaben der Zeitschrift Le Monde vom 8. August 2024 beziffern sich die Schäden durch israelisches Bombardement nach libanesischen Angaben bereits im Mai dieses Jahres auf über 1,5 Mrd. USD. Die Befürchtung, dass die ständigen Eskalationen zu einem großen Nah-Ost-Krieg führen, wird immer größer. Man kann nur hoffen, dass die Hisbollah nicht zum großen Angriff übergeht, alles andere wäre für den Libanon eine Katastrophe.
Zur allgemeinen Situation:
Außer dem Staatsbankrott und den Folgen der Covid-19-Pandemie machen auch die Abhängigkeit von den Weizenimporten aus Russland und der Ukraine der Bevölkerung stark zu schaffen bei gleichzeitigem starkem Preisanstieg für Weizen. Die Inflation schreitet stetig voran. Seit 2019 hat das Libanesische Pfund massiv an Wert verloren. Lag der Kurs 2019 noch bei 1.500 LBP für einen USD, so muss man heute 90.000 LBP für einen USD bezahlen. Katastrophal für alle, die weiterhin ihr Gehalt in Lira ausbezahlt bekommen. Deren Monatsgehalt reicht vielleicht noch für eine Tankfüllung. Die Preissteigerung für Nahrungsmittel ist in der Zwischenzeit weltweit die höchste. Über 80 % der Bevölkerung leben inzwischen unterhalb der Armutsgrenze.
Die Situation der Ärmsten der Armen in den diversen Flüchtlingslagern hat sich entsprechend noch weiter verschlechtert, da die Flüchtlinge kaum noch über irgendwelche Verdienstmöglichkeiten verfügen angesichts der ökonomischen Krise bzw. zahlreicher Lockdowns. Sie sind auf Spenden aus dem Ausland angewiesen, deren Höhe sehr schwankt. Außerdem kommt es immer wieder zu gewalttätigen Auseinandersetzungen und Schießereien.
Politisch ist das Land stark gespalten. Korruption, Vetternwirtschaft und hemmungsloser Klientelismus haben Libanon geplündert und an die Wand gefahren. Der im Mai 2022 gewählte Ministerpräsident musste wieder zurücktreten, da es ihm nicht gelungen war, eine Regierung zu bilden. Auch der Präsident hat nach dem Ablauf seiner Amtszeit seinen Posten verlassen. Bisher gibt es unter den Parteien keine Einigung auf einen gemeinsamen neuen Kandidaten für dieses Amt.
Eine Stromversorgung ist quasi nicht vorhanden. Wenn man Glück hat, gibt es zwei Stunden Strom / Tag. Weiterhin ist der Strom, der mit Hilfe von Generatoren bezogen werden kann sehr teuer, wegen den hohen Preisen für Diesel. Die gesundheitsschädlichen Kosten durch die massiven Abgase dieser Dieselmotoren nicht mitberechnet. In Beirut fliegen schwarze Rußflocken durch die Luft und landen auf Balkonen und bleiben auf draußen hängender Wäsche hängen. Erfreulich ist allerdings die rasante Entwicklung, mit der Sonnenkollektoren und Batterien installiert werden, um die eingefangene Sonnenenergie zu speichern. Allerdings ist dies auch nur für Menschen mit Geld eine Möglichkeit. Von staatlicher Seite wird hier nichts unternommen.
Die Preise für die Medikamente sind so hoch, dass sie kaum erschwinglich sind. Die Lage in den Krankenhäusern ist desolat. Zum einen wird man nur aufgenommen, wenn man vor der Aufnahme ein Pfand in Höhe von mehreren hundert Dollar hinterlegen kann. Das kann sich kaum jemand leisten. Zum anderen mangelt es an Strom, Desinfektionsmitteln, Medikamenten, Personal etc., daher ist die Behandlung sehr mangelhaft und die Gefahr ist hoch, sich beim Krankenhausaufenthalt zu infizieren. So wissen wir z.B. von einer Frau, die schwer an Krebs erkrankt ist. Sie konnte mit viel Mühe und Unterstützung von Familienmitgliedern im Ausland ihre Chemotherapiemedikamente bekommen. Aber nach ihrer Operation hat sie sich einen Krankenhauskeim eingefangen, eine schwere Pilzinfektion, die ihren Heilungsprozess fast verunmöglichte. Auch von anderen Patienten wurde uns immer wieder diese Erfahrung berichtet, wie schwer es ist an Medikamente zu kommen, wie unbezahlbar teuer die Behandlungen sind, wie wenig die Krankenversicherungen bezahlen, wenn sie überhaupt existieren und wie häufig solche Krankenhauskeime die Patienten zusätzlich belasten. Es wird berichtet, dass viele der ÄrtztInnen und PflegerInnen in der Zwischenzeit das Land verlassen haben.
Allgemein herrscht im Libanon in der Zwischenzeit eine verzweifelte Situation in der Gesellschaft. Es besteht sehr wenig bis gar keine Hoffnung auf eine Veränderung. Immer wieder hören wir von Menschen, die ihre ganze Altersversorgung verloren haben. Anstatt Rentenauszahlungen haben die meisten Institutionen Verträge mit den Mitarbeiterinnen abgeschlossen, ihnen eine große Summe mit dem Berufsende auszuzahlen. Doch diese Beträge werden in libanesischer Lira (LBP) ausbezahlt und sind praktisch nichts mehr wert.
Dringender denn je sind die sozialen Hilfsprojekte im Libanon.
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